AGROS AG und Mitarbeiter mit “Schlitzen in den Ohren” – Kapitel 5

rauschenberger (CC0), Pixabay

Herr Niegsch kreiste einige Wochen bei KOS

Was er berichtete war nicht sonderlich ermutigend, auch ZWK war sanierungsbedürftiger als wir ursprünglich vermutet hatten. Allerdings wollten wir das noch ausgiebiger prüfen. Als sich plötzlich in Niesky die Gelegenheit ergab ein in Konkurs schlitterndes Bauunternehmen günstig zu schießen. Herr Niegsch wohnte bei Niesky und hatte das mitgekriegt. HFT hieß der Haufen und ein Dr. Hubert Novack hatte es versemmelt. Er war bereit als Mitarbeiter weiter zu machen.

Herr Niegsch wurde also Geschäftsführer der HFT Hochbau und Fertigteilhaus GmbH in Niederseifersdorf bei Niesky. Computerausstattung war von Nöten. Kalkulationssoftware auch. Ich empfahl ihm BWK in Zittau. Auch ich kaufte für AGROS und auch privat dort ein. Volker Köcher (damaliger Geschäftsführer von BWK) hat also ein Hardwarepaket als Erstausstattung geschnürt, Peter Rost hat den Kram dann dort installiert. Nach Vollzug erhielt ich die Meldung Netzwerk funktioniert. “Schlitzohr” war also gut unter Überwachung. Das sollte sich rächen. Gegen Abend klingelte mein Telefon, “Schlitzohr” war dran. “Mein Modem, keine Ahnung wie das geht, kannst Du nicht mal rüberkommen (nach Niederseifersdorf) und mir zeigen wie das geht.” Ich konnte. Und so kam es dass wir eines Tages mit Telefonfernseelsorge wegen eines Computerproblems den kompletten Standort Niederseifersdorf nebst gelber Halle, LPG-Kantine und weiteren Büros stundenlang lahmlegten. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sich dort alle nur eine Telefonleitung teilten.

Irgendwie war das Problem nicht lösbar, ich musste also hin. Das tat ich abends gegen 18:00 Uhr. Am nächsten Tag fragte mich mein Hauptbuchhalter, “na wie lange hat es denn gestern gedauert”. “Naja, früh um viere bin ich weg.” Ich konnte ja nicht ahnen, dass Helmut Böhme gleich eine freundliche Rechnung “für die Zurverfügungstellung unseres Herrn Fontaine” über 2800DM schreibt. Aber das hat er mir dann erklärt. Was wir haben, haben wir bei uns in unserer AGROS, und sie haben es doch anstandslos überwiesen, waren seine Worte. Nun ja der Telefonanlagen Servicetechniker der die die Hicom Mietanlage gelegentlich bemuttern musste, nahm auch einen Stundensatz von 280 DM. Das diese Telefonanlage mit 10.000 DM Monatsmiete schnellstmöglich in Eigentum verwandelt oder ersetzt werden musste, war mir spätestens ab der ersten Mietrechnung klar, nach zähem Ringen haben wir es dann hinbekommen aus dem Mietvertrag auszusteigen. Bis dahin hatte Siemens allerdings insgesamt seit Installation der Anlage so um die 200.000 DM Miete kassiert. Ich weiß nicht, was sich die Herren des ersten Vorstandes damals gedacht hatten. Vermutlich war es aus der Not heraus geschehen ein paar weitere Telefonanschlüsse zu schaffen. Aber das hätte man von anderen Anbietern auch 1989/90 günstiger haben können. 

Danach haben wir über Bausoftware für HFT nachgedacht. BWK schlug Bau-SU vor, da gäbe es auch ein Hausverwaltungsmodul mit dem unsere Immobilienverwaltung unter Frau Kothe ausgestattet werden könnte, so wäre AGROS mit der Tochter kompatibel vernetzt. Auch HFT fand Bau-SU gut. Für 20.000 nicht gerade ein Schnäppchen. Aber HFT baute und erwirtschaftete Gewinn.

Ehrenfried Hiller II kam nicht zu Stuhle, mal musste er aus dem Schnee geschleppt werden, mal war der Plan zu irre. Nach drei vier Monaten haben wir uns wieder getrennt. Diese Trennung brauchte ich nicht mehr begleiten, da residierte Karl-Heinz Bindel schon auf der Vorstandsetage.

Die einzige Amtshandlung, die ich mit Karl-Heinz Bindel gemeinsam tat, war eine Versammlung der Anteilseigner der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft im Westpark. Das Wetter war günstig, AGROS besaß Anteile und die Herren hatten einen Plan. Ein Baumarkt, groß und prächtig sollte es sein. Mein Nachbar Helmut Schwarzbach war da, und zahlreiche andere Zittauer Gärtner auch. Mit wunderschönen Worten erzählte eine Vertreterin der Zittauer Volks und Raiffeisenbank, dass ihre Bank die hunderten Millionen bereitstellen würde, das wäre alles geklärt.  Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen warum kein Vertreter der Bank für den Aufsichtsrat kandidiert, schließlich wäre es doch sinnvoll ein derartiges Risiko kontrollierend zu begleiten. Betreten schaute man sich gegenseitig an, um mir dann eine Offerte zu machen: “Kandidieren Sie doch für den Aufsichtsrat.” Elegant wand ich mich aus der Klemme: “Das ginge nur vorbehaltlich der Zustimmung meines Arbeitgebers, der AGROS AG.” Bank wollte also nicht mit in die Haftung. Der Baumarkt wurde nicht genehmigt. Die dann folgende Aufsichtsratswahl habe ich mir nicht noch reingezogen. Als ich ging hörte ich noch leise “Wer war der Wessi” und Helmut Schwarzbach laut “mein Nachbar ist kein Wessi.” Einige rauchten draußen, ich konnte regelrecht die Neugier spüren, welches Auto ich ansteuern würde.

Es gab eine Auswahl zwischen einem fetten Mercedes und einem großen Audi, einige fünfer BMW´s wirkten geradezu schäbig. Ich steuerte den Mercedes an und stieg auf den “Star” der daneben stand. Nun hatten alle, die draußen geraucht hatten auch Gesprächsstoff. Als mich Herr Schurig am nächsten Tag fragte, “na wie wars”, sagte ich nur lakonisch: “Die bauen so schnell keinen Baumarkt, aber ich sollte in den Aufsichtsrat.” – “Warum nicht?” fragte Schurig. “Die böse Agros hat mir keine Zustimmung erteilt” erwiderte ich. Wir haben herzlich gelacht.

Frau Förste lauscht hinter der Tür

Will Herr Niegsch beisteuern, ich war damals 1995 nicht mehr bei AGROS.

Herrn Niegsch sah ich erst 1999 wieder, da klingelte er bei mir an der Tür, im Gepäck hatte er einen kleinen mageren 12-jährigen Polen mit einem uralten Schneider-Computer unter dem Arm. Grzegorz hieß der Junge, der kein einziges Wort deutsch sprach. So ängstlich wie er schaute, dachte er wahrscheinlich “wann werde ich vergewaltigt”. Ich fand ein paar 5 1/4 Zoll Disketten, die der Schneider schlucken konnte, habe allerdings gesagt, dass das Ding die Mühe nicht lohnt und versprochen mal zu schauen, ob ich was besseres finde. Ich musste ja ohnehin nach Polen. Herr Niegsch wohnte dort und hatte mich eingeladen…

 

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In Anlehnung an Annalenas Lebenslauf: Gerald wurde in Zittau geboren. Er studierte zunächst an der Polytechnischen Oberschule 10 Jahre lang den glorreichen Sieg der Oktoberrevolution und die Vorzüge der Diktatur des Proletariats...... steckbrief-fuer-das-publikum Ja, das isses. Informatiker mit polnisch zuerkanntem Doktortitel, sozial engagiert, Journalist, Politiker, Jurist, Wirtschaftskapitän. Wählt mich! Ich hab die Haare schön. Auch zu finden bei Publikum

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