Worauf man bei Welpenernährung achten sollte – Tipps vom Tierarzt

Gellinger (CC0), Pixabay

Zieht ein Welpe ins Haus ein, ist das meist ein Grund zur Freude. Ist es der erste Hund, den man hat, kommt spätestens am nächsten Tag zur Freude die noch größere Frage, ob man wirklich alles richtig macht. Ein Hundekind großzuziehen ist gar nicht so einfach, wie man denkt, schon gar nicht, wenn einem sämtliche Erfahrungswerte fehlen.

Es ist ungefähr so einfach, wie ein Menschenbaby aufzuziehen, wenn man zum ersten Mal Mama oder Papa wird.

Man steht, staunt, freut sich. Und dann macht das Kind das erste Mal schräg „Piep“ und schon wirft man die Nerven weg.

Was tun, wenn der kleine Hund nach der Mama ruft?

Was tun, damit er schnell kapiert, dass das Hundeklo ab sofort im Freien ist und nicht drinnen am anregenden Teppich?

Und was füttert man dem Fellkind?

Welchem der vielen Ratgeber quer durch den dichten Dschungel der Hundeernährung kann man wirklich trauen?

Ersthundehalter werden förmlich erschlagen von der Vielfalt an Futter, das eigens für Hunde hergestellt wird. Vor allem für ganz junge. Sie sehen sich mit einer ganzen Armada selbsternannter Wissenschaftler konfrontiert, von denen jeder einzelne den Nobelpreis in Hundehaltung und Hundeernährung für sich selbst vorschlagen würde. Wenn es sowas gäbe. Was zum Glück (für die Hunde!) nicht der Fall ist.

Immer noch kursiert das Gerücht aus den 70-er Jahren, dass man Hunde im Wachstum um Himmels Willen eiweißarm füttern soll, vor allem Riesenrassen und sehr große Hunde, um ein zu schnelles Wachstum zu verhindern.

Was schon damals nicht stimmte, stimmt heute noch weniger. Der Eiweißanteil im Futter spielt beim zu schnellen Wachstum keine Rolle. Aber spätestens wenn das unerfahrene Hundeelternteil eine zaghafte Frage in sozialen Netzwerken zu stellen wagt, brechen alle Dämme.

Barfen!, schreien die einen, Trockenfutter!!, schreien vor allem die Kollegen, Dose!!!, schreit die andere Hälfte und der Rest schweigt und kocht und mischt sich lieber nicht ein.

Dem Handel ist es sowieso egal, denn der Handel profitiert immer, egal wofür sich der Hundehalter entscheidet.

Ein ganzes Waffenarsenal an Hundesnacks und Hundezusatzstoffen steht in den Regalen von Echtzeit- und Onlineshops.

Eine Wehrmacht der Hundekauartikel wartet darauf, unschuldige Hundewelpen frühzeitig zum Tierarzt oder ins Grab zu bringe. Nein, das ist nicht ironisch oder lustig gemeint. Es ist leider sehr ernst.

Hundewelpen und Junghunde kauen bekanntlich gerne an Dingen herum und das nutzt die Hundefutterindustrie schamlos aus. Kauknochen, allesamt giftig, Geweihe, Ochsenziemer, Fellteile, Schweinohren und Co- Dinge, die nicht mal ein erwachsener Hund bekommen sollte, landen zuhause im Welpenmaul.

Der Verdauungstrakt eines Welpen ist noch nicht ausgewachsen, genauso wenig wie der Rest des Hundes.

Man serviert ja seinem menschlichen Säugling auch keine Fertigpizza, oder?

Klar will der Hund herumkauen, denn beim Zahnen tut es weh und das Kauen lindert den Schmerz etwas. Aber ist es das wert? Den Darmverschluss durch abgeschluckte Kauknochenteile nimmt ihm keiner mehr weg. Ein Darmverschluss, der auch durch bloße Fleischfasern vom Ochsenziemer, die sich im Welpendarm eifrig zusammentun und ihn aufgasen oder verstopfen, entstehen kann! Es muss gar kein großes Stück sein, das verschluckt wird!

Gerade die Baby-Fraktion ist enorm empfindlich, was Futter betrifft.

Das Beste ist für den heranwachsenden Hund gerade gut genug. Hapert’s da, sind Krankheiten oder Spätfolgen im Knochen- und Gelenksaufbau vorprogrammiert. Und ist der Verdauungstrakt einmal chronisch irritiert, sei es durch eine Gastritis oder eine Enteritis, dann wird sich das möglicherweise durch das ganze weitere Leben des Hundes ziehen. Magen- und Darmentzündungen sind genauso schwer wieder loszuwerden wie hartnäckige Ohrenentzündungen. Sind sie erst einmal chronisch, bleiben sie gern möglichst lange oder gar für immer.

Was sollte man also tun?

Keine Kauartikel für Welpen und Junghunde! Gar keine. Ein Hund kann ohne Kauen erwachsen werden. Ein erwachsener Hund kann ohne Kauartikel gesund und glücklich alt werden.

Eine ausgewogene Ernährung mit dem Zusatz von Spurenelementen, Vitaminen und Mineralstoffen aus der Apotheke oder dem Fachhandel fördert das ausgewogene harmonische Wachstum von Fell, Zähnen, Knochen und Muskulatur.

Welpen brauchen diese Zusätze zu gekochtem Fleisch, gekochten Möhren und dem Kohlenhydratanteil im Futter, der sie satt macht. Und zwar so lange, bis sie ausgewachsen sind. Das ist bei mittelgroßen bis großen Hunden etwa mit einem Jahr der Fall, bei Riesenrassen erst mit zwei Jahren. Zwergrassen sind mit ein paar Monaten bereits „groß“, aber auch da gibt es Unterschiede. Samojeden, die älteste Schlittenhunderasse der Welt, sind mittelgroße Hunde, die aber bereits mit sechs Monaten völlig ausgewachsen sind.

Spart man da in den ersten sechs Monaten beim Futter, hat man mit einem Jahr einen kaputten Hund. Dessen Gelenke beim Hinlegen, Aufstehen und Laufen krachen und knacken und ihm, sowie dem Hundehalter das ganze Leben sehr erschweren.

Es ist übrigens ein Märchen, dass Hunde von Fleisch alleine satt werden.

Werden sie nicht.

Satt und entspannt machen Nudeln und Brot, Reis und Kartoffel, also Kohlenhydrate. Den Eiweißanteil liefern gekochtes Ei, Quark, milder Käse, Joghurt und natürlich gekochtes Fleisch von Rind, Schwein, Huhn oder Pute. Für Ballaststoffe sind die mitgekochten Möhren zuständig. Die für Welpen und Junghunde nötigen Zusatzstoffe gibt man nach Kilogramm Körpergewicht als fertige Mineralstoffmischung wohldosiert dem Futter bei.

Ist jetzt nicht so ein Mirakel, seinen Hund gesund und munter großzuziehen, oder?

Wenn man noch das richtige Mengenverhältnis all dieser Nähr- und Zusatzstoffe beachtet, klappt es ganz bestimmt ohne Ernährungsberater und gefährlichen Heiltipps aus dem Internet.

Der Eiweißanteil im Futter sollte 40 Prozent ausmachen, der Kohlenhydratanteil liegt ebenfalls bei 40 Prozent. Nur 5 Prozent macht der Rohfaseranteil aus, weitere 5 Prozent machen die Fette aus. Für Welpen und Junghunde im Wachstum kommt nun noch zusätzlich vitaminisiertes Mineralfutter (maximal 2,5mg/kg Körpergewicht pro Tag) dazu. Fertig.

Übrigens reagieren die wenigsten Hunde „allergisch“ auf Kohlenhydrate, die meisten reagieren allergisch auf Zusatzstoffe der Fertigfutterindustrie. Die meisten sogenannten Allergien sind übrigens keine echten „Allergien“, sondern eine einfache, aber für den Hund ziemlich unangenehme Nahrungsmittelunverträglichkeit, die sich als Juckreiz oder Brechdurchfall äußert.

Eine gesunde Darmflora hilft entschieden mit, Nahrungsmittel-Unpässlichkeiten zu vermindern.

Wird ein Hundekind von einem Tag auf den anderen in seiner Ernährung komplett umgestellt, zB. von Trockenfutter auf Barf, kommt es zu schweren Durchfällen und Erbrechen. Das Futter wird daher, egal ob bei jungen oder alten Hunden, immer schrittweise im Zeitraum von einer ganzen Woche umgestellt, wodurch sich der Darm an das neue Futter gewöhnen kann.

Manchmal gewöhnt er sich nicht, weil er bestimmte Dinge nicht verträgt, wie zum Beispiel tiefgefrorenes und falsch aufgetautes und mit Bakterien kontaminiertes rohes Fleisch, von dem strikt abzuraten ist.

Oft werden Welpen leider viel zu spät dem Tierarzt vorgestellt. Bei Welpen brennt immer der Hut, wenn diese Durchfall und Erbrechen zeigen, da sie blitzartig dehydrieren und sterben können. Von Experimenten mit Tannalbin, Tierkohle und Heilerde ist sowieso strikt abzuraten.

Beachten Sie diese Tipps, wird Ihr Hund garantiert gesund und munter heranwachsen. Detailliert habe ich über die Ernährung des Hundes in meinem Buch “Hunde würden Wurstsemmeln kaufen” berichtet, in dem Sie gerne hier gratis probelesen können.

Besuchen Sie mich doch auf meiner Facebook Seite,

herzlichst Ihr Bela Wolf

Tierarzt, Journalist und Autor

http://www.tierarzt-wien.com/

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