Die Deppat’n und die Gspritzt’n…

Antranias (CC0), Pixabay
 

Sackbauersche Naturgesetze herrschen, auch in der Vorstadt, wo ich wohne. Aus unwichtigen aber leider unabänderlichen Umständen muss ich in dieser Stadt ausharren, die so gerne Weltstadt wäre aber eigentlich nichts weiter als eine Flatulenz auf der Weltkugel ist.

Menschen wie ich, hier gemeinhin als Hundehalter bezeichnet, müssen trotz Ausgangssperre ihr Haus verlassen, weil sie einen Hund ihr Eigen nennen. Hunde müssen nun mal aufs Klo, das lässt sich nicht ändern. Vorzugsweise draußen.

Man verlässt das Haus unter Todesangst.

Denn draußen, im wunderbaren Wien, spielt net die Musi. Da fidelt der Tod vulgo das Virus mit dem C davor, das nun in aller Munde ist, im wahrsten Sinne des Wortes.

Draußen spielt’s Granada, da rennen dich die Deppat’n und die Gspritzt’n zu Hunderten nieder, dass es keine Worte dafür gibt.

Einmal erst das Haus verlassen, auch um die trostloseste Sonnenaufgangszeit, wo sonst sicher niemand anzutreffen ist außer ein paar Zeitungskolporteure auf dem Fahrrad oder ein paar bsoffene Heimkehrer, gibt es seit Covid19 kein Halten mehr.

Die, die früher von meinem geliebten Höllenhund mit einem verdienten Groaaargggghhh charmant und zielstrebig auf angemessene Distanz gehalten wurde, die treten mir nun zu nahe, weil mein neuer Hund ein Einhorn ist, eine liebliche weiße Flaumfeder, die allen gerne ihr Samojedenpfötchen reichen will und kleine zarte Küsschen verteilt, auch an ungehobelte stinkende Fremde, die meinereiner am liebsten wie Atomstaub wegkatapultiert sähe.

(c) Dr. Bela Wolf

Es lässt sich nun mal nicht ändern, dass mein Hund ein Süßi ist und ich nun auf ihn aufpassen muss, statt er auf mich. Acht Jahre wurde ich von einem treuen Bodyguard bewacht, nun bin ich in der äußerst unangenehmen Position, dass ich den Hund bewachen muss- statt umgekehrt.

Das ist keineswegs fein. Nicht nur, dass mir mein Schlittenwolf fehlt, ist das neue Mädel immer kränkelnd. Und zwar seit sie eingezogen ist. Manchmal muss sie öfters raus als normal und ich leide.

Denn egal zu welcher Zeit man das sichere Heim verläßt, Sie ahnen es schon, sind die da draußen in omnia paratus, um direkt auf uns zuzusteuern, im knappen Schweinsschritt vorbeizuhufen oder wenigstens in unsere Richtung zu hecheln.

Ich hasse sie.

Ich hasse alle, die nun daheimhocken, sich zu Tode langweilen und draufkommen, dass sie jetzt gemeinsam ganz dringend aus ihren Löchern kriechen müssen um mit Fitnesskleidung aus Dirty Dancing-Zeiten munter drauflos zu rennen, immer querfeldein, durch Wald, Wiese, Straße, Flur und Feld, die Bauern bangen schon um ihre Ernte. Der gemeine Großstädter gibt sich nicht nur in der Vorstadt den Nahkampf mit dem, der leider raus muss, also dem gemeinen Hundehalter, nein, er verstört auch Rehkinder und andere Tiere durch möglichst penetrantes und pöbelhaft lautes Herumgetrampel in der Pampa und anderswo.

Sie sind da, wohin du auch biegst.

Sie rennen auf dich und deinen Hund zu.

Rudelweise, herdenweise, scharenweise.

Sie speicheln, keuchen und spucken, sie husten, atmen schwer und stoßweise, sie schleimen und rotzen und schwitzen und gerne schlatzen sie dir demonstrativ hustend ihren widerlichen Auswurf vor die Füße, während sie geschäftig hechelnd an ihren Ohrstöpselchen, Schrittzählern und hochwertigen digitalen Herzfrequenzmessern herumfummeln und dabei stirnbandabwärts den Schweiß perlen lassen Richtung lila Stringtanga. Und selbstredend tragen sie alle keinen Mundschutz.

Die Herren tragen dafür neonfarbene schlotternde Klothosen über eng an Schienbein und unbemuskelter Wade anliegender schwarzglänzender Polyesterpyjamahose, die sicher einen eigenen Namen hat. Den ich zum Glück nicht kenne.

Die Damen tragen am Gesäß unendlich dehnbare Beinkleider in zartschwarz, denn schwarz macht den heute schon verpflichtend riesigen Pferdeallerwertesten kleiner, so denken sie. Was nicht stimmt. Großer Hintern bleibt großer Hintern, da fährt die Eisenbahn drüber! Was wabbelt und schlabbert sieht man in schwarz genauso wie in zartrosa.

Nun rennen aber seit C. nicht nur die Bladen, sondern einfach alle, auch die Zaundürren und die Mini-Enkelkinder.

Keine Ahnung, warum! Jeder muss sich jetzt draußen ertüchtigen, vielleicht denken sie, sie rennen dem Tod davon, dabei verteilen sie ihn zielstrebigst.

Die einzigen, die zur Zeit nicht schneller per pedes durch die Gegend hampeln, sind die Alten. Die sogenannte Hochrisikogruppe ertüchtigt sich dafür seit drei Wochen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit Schistecken, gemeinhin als Nordic Walking- Stöckchen bekannt.

DIE MÜSSSEN DA JA JETZT DRINGENDST DRAUSSEN HERUMLATSCHEN!

Und zwar unentwegt.

Gemeinsam mit den neugeschlüpften Rudeljoggern und denen, die mit kreischenden Kindern die Straßen mit Roller und Fahrrad blockieren und frequentieren. Es gibt kein Entkommen.

Das ist gesund!

Auch wenn das Hauptabendprogramm schon anfängt. Die sind und bleiben nun da draußen, um den Hundehalter, um es mit Edmund Sackbauer zu formulieren, fest am Oasch zu gehn! Und zwar gewaltig. Jeder Spaziergang mit Schutzmaske gestaltet sich zu einem Spießrutenlauf, im Zick-Zack von Straße zu Straße, meist auf der Fahrbahn balancierend, irgendwo mit dem Hund abwartend ausharrend, bis sich das Gedränge der Deppen endlich auflöst. Viele sehen dich mit dem Hund da stehen und warten extra lange und dann dehnen und strecken sie sich noch in aller Ruhe. Das dauert. Gerne lange. Eilig darf es der Hund nicht haben.

So geht das von früh bis spät. Volle Gassen, Jogger und Walker, kein Ende.

Natürlich sind die widerlichen rennenden Spuckmenschen allesamt IMMER OHNE Mundschutz unterwegs, auch die am Rad. Hinter ihnen her weht die Wolke des Grauens, so weit kannst gar nicht ausweichen, dass du nicht immer im Windschatten eines solchen Möchtegern-Bewegungsdeppen bist.

Keine Chance! Null!

Um Mitternacht vielleicht, das muss ich noch testen, möglichst vor Sommerbeginn, denn dann gehen die einen zum Grillen, während die anderen vom Saufen kommen.

Sie denken, es ist ungefährlich, das mit den Corona-Joggern?

Weit gefehlt. Es ist doch logisch, dass sich so ein winziges Virus in einer feuchten Spuckwolke wohlfühlt. Gerne nachzulesen, schlanke Zehn Meter Abstand wären da nötig, damit man nicht mit Covid-Spucke der Rudeljogger behellt wird.

Wo nehmen Sie bitte in Wien einen Zehn Meter Straßenabstand her? Vielleicht am Stephansplatz?

So schauts aus, Oida. Ich bin heilfroh, wenn die Regierung, die ich nicht gewählt habe, endlich am 14. die Geschäfte wieder öffnen lässt. Vielleicht joggen obige dann in den Baumarkt und hacken sich beim Bauen die Finger ab, egal was. Hauptsache, sie sind aus meiner Aura verschwunden. Oder vielleicht befinden sich dann endlich ein paar der Danke-Klatscher und Wir-sehen-alles-positiv-und-stets-sonnenaufgangsgelb wieder in ihren Büros oder sonstwo, damit ihnen nicht mehr so fad ist in der Birne.

Dann kann ich wieder mit dem Hund gehen, ohne mich zu fragen, wie ich in Gottes Namen dazukomme, ständig angespuckt und der Ansteckungsgefahr ausgesetzt zu sein, nur wegen den vielen Deppaten und Gspritzen, die offenbar nix gelernt haben, weder aus Italien, noch aus Spanien noch aus Amerika oder sonstwo. Wo die Menschen wie die Fliegen sterben und sicher andere Sorgen haben, als sich permanent pseudohaft zu ertüchtigen, auf Kosten anderer. Und wie Vollhonks virenversprühend und immer ohne Mundsschutz durch die Gegend zu rennen, als gebe es keine anderen Dinge.

Verpflichtender FFP2-Mundschutz für solche Menschen! Nachdem man ihn ohnehin lieber den Lageristen beim Billa aufdrängt, statt Ärzte und Tierärzte damit zu versorgen, wird das wohl noch drin sein, oder?

Wenn Sie mir begegnen, bleiben Sie mir lieber fern. Der Hund ist lieb, aber Herrchen ist bissig.

Herzlichst,

Bela Wolf

http://www.tierarzt-wien.com/

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