Ist es gefährlich, sich in Görlitz aufzuhalten? Nein, natürlich nicht, aber…
Verantwortlich: Thomas Knaup (tk), Katharina Korch (kk) und Maren Steudner (ms)
Stand: 18.07.2018, 15:15 Uhr
Ist es gefährlich, sich in Görlitz aufzuhalten? Nein, natürlich nicht, aber…
In der aktuellen medialen Berichterstattung, beispielsweise in einem heute erschienenen Artikel der Sächsischen Zeitung unter der Überschrift „Wo Sachsen am gefährlichsten ist“, wird über sogenannte gefährliche Orte im Freistaat Sachsen berichtet. Auch die historische Altstadt von Görlitz gilt als ein solcher Ort. Darauf fußend erreichte die Polizeidirektion Görlitz am heutigen Tag aus der Bevölkerung auf verschiedesten Wegen die Frage, ob es gefährlich sei, in Görlitz zu leben oder sich in der Stadt aufzuhalten.
Die Anwort darauf lautet ganz eindeutlich: Nein.
Es ist nicht gefährlich, in Görlitz zu leben oder sich in der Stadt aufzuhalten, ganz im Gegenteil. Görlitz ist eine schöne und lebenswerte Stadt. Die Polizei sorgt auch hier für die Sicherheit der Einwohner, Gewerbetreibenden und Besucher.
Gleichwohl gilt es, hintergründiger über den Begriff des gefährlichen Ortes zu berichten, um Missverständnisse aufzuklären oder am besten erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Tatsächlich ist nur die historische Görlitzer Altstadt, nicht aber das gesamte Stadtgebiet von Görlitz als sogenannter gefährlicher Ort seitens der Polizeidirektion Görlitz benannt worden.
Der Begriff des gefährlichen Ortes wird im sächsischen Polizeigesetz im Paragraf 19 Absatz 1 Nummer 2 definiert. Demnach handelt es sich um einen Ort, an dem sich erfahrungsgemäß Straftäter verbergen, Personen Straftaten verabreden, vorbereiten oder verüben, sich ohne erforderliche Aufenthaltserlaubnis treffen oder der Prostitution nachgehen.
Warum wurde die Görlitzer Altstadt als gefährlicher Ort benannt?
Das Stadtgebiet von Görlitz ist seit jeher ein Schwerpunkt der polizeilichen Lage in der grenznahen Region. Wie die Polizeidirektion Görlitz bereits bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des zurückliegenden Jahres am 26. März 2018 transparent dargestellt hat, waren die Fallzahlen an Straftaten und Eigentumsdelikten für die Landkreise Bautzen und Görlitz zwar insgesamt rückläufig, doch stechen örtliche Schwerpunkte unverändert hervor. Dazu zählt insbesondere das Görlitzer Stadtgebiet
Allein für das Jahr 2017 weist die polizeiliche Kriminalstatistik für das gesamte Stadtgebiet von Görlitz 2.772 Eigentumsdelikte aus. Zumeist handelte es sich um Einbrüche oder Diebstähle.
Besonders hoch ist die Belastung der Einwohner und Gewerbetreibenden in Bezug auf Eigentumsdelikte in der historischen Altstadt von Görlitz – eben jenem Bereich, den die Polizeidirektion Görlitz als gefährlichen Ort benannt hat. Hier betrug die Häufigkeitsziffer für Eigentumsdelikte, also die Anzahl der Eigentumsdelikte je 100.000 Einwohner, die rein rechnerische Größe von 9.017 Fällen und lag damit quasi doppelt so hoch wie im gesamten Stadtgebiet von Görlitz und ebenso deutlich über dem Durchschnitt aller Straftaten im gesamten Freistaat Sachsen (HKZ: 7.917).
Mit intensiven Ermittlungen ist es dem Mitarbeitern des Polizeireviers Görlitz und der Kriminalpolizei gelungen, allein im Jahr 2017 etwa jeden dritten Fall der zuvor genannten Einbrüche oder Diebstähle mit Tatort im Stadtgebiet von Görlitz aufzuklären.
Die geografische Lage der Stadt unmittelbar an der Grenze zur polnischen Republik trägt sicherlich ihren Teil zur polizeilichen Lage bei. Zahlreiche Einbrüche oder Diebstähle sind der grenzüberschreitenden Kriminalität zuzurechnen – auch weil ein entsprechendes Wohlstandsgefälle zwischen der deutschen und der polnischen Seite der Neiße nach wie vor zu beobachten ist.
Aus der polizeilichen Erfahrung heraus handelt es sich bei den Tätern zumeist um deutsche oder polnische Staatsbürger, die sowohl in Görlitz als auch in Zgorzelec leben, häufig keiner geregelten Arbeit nachgehen oder Drogen konsumieren. Wir sprechen also mit Blick in das Polizeigesetz in der Tat von Straftätern, die sich in der Innenstadt von Görlitz aufhalten, sich dort verbergen und mit anderen Straftaten verabreden, vorbereiten oder verüben. Somit ist Begriffsdefinition des gefährlichen Ortes für die Innenstadt von Görlitz aus polizeilicher Sicht erfüllt.
Quelle: Polizei Sachsen
Den Bericht der Diebesgilde vom Juli findet ihr hier. Auch dort kommt Görlitz sehr häufig vor…
Ältere Berichte von April, Mai, Juni und die Kriminalitätsstatistik 2017
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