Heute hat es der Spiegel öffentlich gemacht
Claas Relotius, gefeierter und vielfach ausgezeichneter Journalist, hat sich einige seiner Beiträge aus den Fingern gesogen. Nun ist man beim Spiegel entsetzt, enttäuscht und jammert: “Dass ein Kollege vorsätzlich betrügt, kann nicht Teil der alltäglichen Überlegungen im Journalismus sein. Die Regel ist das redliche Bemühen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit”.
Claas Relotius erhielt während seiner Karriere vier deutsche Reporterpreise sowie den Kindernothilfepreis, den European Press Prize, den Peter Scholl-Latour-Preis und weitere Auszeichnungen.
Na ja, ich habe bei einem Großteil der Medien eher den Eindruck, dass die vollständige Wahrheit zumeist auf der Strecke bleibt. Manchmal werden Vermutungen solange gegenseitig abgeschrieben und wiederholt, bis sie zur vorgeblichen Wahrheit mutieren. So geschehen z.B. im Fall der Chemnitzer Hetzjagden. Die Skripal-Affäre ist ebenfalls ein gutes Beispiel. Heribert Prantl schrieb z.B. in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 10. Juli über ein Abendessen bei Andreas Voßkuhle, das wohl nie stattgefunden hat. Auch Robert Menasse “erfand” einige Zitate. Die Reihe namhafter “Journalisten”, welche Nachrichten erfunden oder Zitate gefälscht haben, wird täglich länger.
Die Causa Relotius ist meiner Meinung kein Einzelfall, sondern eher die Normalität. Den richtigen “Touch” in einen Beitrag zu bringen ist nicht schwer. Auch die öffentlich rechtlichen beherrschen das meisterhaft. Aber immerhin DER SPIEGEL wird eine Kommission berufen, der auch Externe angehören werden, um die Vorgänge aufzuklären und um Wiederholungsfälle zu vermeiden…
Ich denke über #Relotius noch nach. Aber kann es sein, dass ihm auch darum geglaubt wurde, da seine Texte vielen ins Weltbild passten? Dass zum Thema also auch die Frage zählt, ob es in Mode gekommen ist, erwünschtes statt reales Geschehen abzubilden? Um Haltung zu zeigen und so?
— Burkhard Ewert (@burkhardewert) December 19, 2018
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Irre finde ich übrigens, dass alle versuchen #Relotius als absoluten Einzelfall zu verkaufen. Ich sage nur "Jagdszenen". https://t.co/5ik3z2OrpV https://t.co/GLTsZ0YCjQ
— Gerald Fontaine (@grauhaupt) December 21, 2018
Eine Umfrage von Die Freie Welt: Spiegel-Journalist Claas Relotius wurde erwischt, jahrelang Fake News produziert zu haben: Ist das ein Einzelfall?
Teilnehmer: 2148
1% – Ja (22 Stimmen)
97.4 % – Nein (2093 Stimmen)
1.5 % – Weiß nicht (33 Stimmen)
Passend zum Thema ein Artikel aus 2007, der vieles erklärt.
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