Fragwürdig
Der Abriss (ja, die Dinger wurden regelrecht zerkloppt) zweier auf dem Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg von Obdachlosen bewohnten “Little Homes” für das Myfest am 1. Mai ist nicht ausgestanden. Nach einer Strafanzeige wegen Sachbeschädigung ermittelt nun auch die Polizei, während linke und grüne Politiker der verschiedenen Verantwortungsbereiche schwarzer Peter spielen.
Kritik am Vorgehen des Bezirks kommt auch von der Linksfraktion, die Linke als Veranstalterin des Festes habe immer deutlich gemacht, dass sie keine Sicherheitsbedenken bezüglich der beiden Häuschen habe, beide Häuschen hätten niemanden gestört. Der zuständige Stadtrat Florian Schmidt (Die Grünen) habe mit seinem Vorgehen die Zusammenarbeit der Parteien im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg in Frage gestellt, teilte Fraktionschef Oliver Nöll (Linke) mit.
Am Dienstagvormittag war ein Lastwagen mit Baggerausleger angerückt und hatte im Auftrag der Bezirksregierung die beiden Holzhäuschen “wegen Sicherheitsbedenken” zerstört. Dabei wäre ein Umsetzen der Gebäude, welche auf vier Europaletten errichtet sind, um eben dieses Umsetzen zu ermöglichen, problemlos möglich gewesen, die Maße der Grundfläche betragen 3,20 *1,20 Meter. Die spendenfinanzierten “Little Homes” sind Schrott, Geld für neue ist vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg nicht zu erwarten.
Irre, was das Rot Rot Grün regierte Berlin so an sozialer Kälte zu bieten hat, wenn es gegen Obdachlose geht. Für Migranten kann doch eigentlich nichts zu teuer sein…
Natürlich sind auch die zwei, inzwischen wieder Obdachlosen, am Disaster nicht ganz unbeteiligt. Schließlich sollten die “Little Homes” ursprünglich auf das Gelände der Wagenburg umgesetzt werden, was die Bewohner aber verweigerten.
Vor dem Abriss gab es mehrere Versuche die beiden Bewohner dazu zu bewegen, die beiden Hütten wenigstens auf das Gelände der St. Thomas Kirche verlegen zu lassen. Auch das wurde verweigert. Einer der Bewohner hatte im “Little Home” seine offizielle Meldeadresse und eine Arbeit aufgenommen.
Was ist eigentlich ein “Little Home”?
Little Home, manchen auch unter der Bezeichnung Tiny House bekannt, ist ein, wie ich finde, sehr sinnvolles Projekt von Little Home Köln e.V.
Yes, we can! Little Home schenkt Obdachlosen ein Zuhause. Es ist eine Erfolgsgeschichte wie aus dem Bilderbuch und doch ein reines Herzensprojekt. Innerhalb von nur 2 Jahren hat Little Home Köln es möglich gemacht, was die meisten Kritiker für unmöglich erachteten: 69 Obdachlose besitzen inzwischen ein eigenes Dach über dem Kopf, 19 von ihnen einen Job und 25 haben sogar einen festen Wohnraum.
Im Inneren jedes Hauses befinden sich heute neben einer Matratze und einem Regal auch ein Erste-Hilfe-Set, ein Feuerlöscher, eine Campingtoilette, ein Waschbecken sowie eine kleine Arbeitsfläche mit der Möglichkeit zu kochen. Eine Sichtprüfung durch den TÜV Rheinland ist vereinbart. Mit den Little Homes sollen Obdachlose einen Rückzugsort bekommen, an dessen Gestaltung sie selbst mitwirken dürfen und sollen.
schreibt Little Home Köln auf seiner Webseite
Nun muss die Zahl um zwei nach unten korrigiert werden. In Berlin hat “Little Home” inzwischen 24 kleine Behausungen für Obdachlose gebaut, davon existieren nun noch 22. Little Home wird überwiegend mit privaten Spenden finanziert, auch größere Unternehmen wie z.B. Toom Baumarkt unterstützen das Projekt.
Die Millionenstadt Berlin und nur 22 Little Homes?
Diese Frage drängte sich mir automatisch auf, propagiert doch Rot-Rot-Grün für sich, besonders sozial Benachteiligte fördern zu wollen. Eine offizielle Statistik der Obdachlosigkeit in Berlin gibt es nicht. Offizielle Zahlen würden Vergleiche ermöglichen und Druck aufbauen, das ist wahrscheinlich nicht gewollt.
Die Zahl der Obdachlosen in Berlin ist, wie auch in Deutschland, innerhalb der vergangenen Jahre dramatisch angestiegen. In Berlin werden durch die verschiedenen Wohlfahrtsverbände zwischen 6.000 bis 10.000 auf der Straße lebende Obdachlose geschätzt, für die zum 01.11.2018 gerade einmal 826 Kältehilfe-Plätze bereitstanden. Deutschlandweit leben rund 52.000 Menschen auf der Straße.
Außer Little Home gibt es dann noch Projekte wie das von betterplace.org mit 8 Notschlafplätzen über die Wintermonate in Berlin. Insgesamt ein Armutszeugnis für Berlin. 50.000 Berliner haben laut Schätzungen des Berliner Senats keine feste Wohnung, leben aber nicht auf der Straße.
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