Krieg ist der Vater aller Dinge (Heraklit)

(c) Pommes Leibowitz

Putin schielt nach der Ukraine und die Nato schielt nach der Ukraine. Ein unlösbarer Konflikt und beide Seiten fühlen sich im Recht, denn wen kümmern schon die Sicherheitsinteressen des jeweils Anderen.

Es gibt einen breiten Konsens, dass Krieg doof ist. Unmenschlich eh, und selbst für den Sieger mit mehr Nach- als Vorteilen verbunden. Trotzdem ist die Menschheitsgeschichte bis heute von Kriegen gesäumt. Wo also liegt der Denkfehler? Ist der Konsens falsch oder zu vereinfachend (wie nur allzu oft) oder sind alle kriegführenden Herrscher dumm, wahnsinnig, außer Kontrolle?

Tatsache ist: Alle großen Imperien, vom Altertum bis zum heutigen China, Russland, USA und Nato haben Kriege geführt. Und selbst wenn es immer wieder mal wahnsinnige oder auch schlicht dumme Herrscher gab, die stellen keinesfalls die Mehrheit. Niemand wird bestreiten, dass Julius Caesar oder Napoleon ausgesprochen kluge Köpfe waren.

Und wurde nicht sogar die deutsche Freiheit am Hindukusch verteidigt?

Die Zahl der Kriege, die Russland und die USA seit der Jahrtausendwende führten, ist ungefähr gleich groß. Wobei die Kriege der USA natürlich alle „gerecht“ und „notwendig“  waren, und die Kriege Russlands alle aggressiv und imperialistisch, oder?

Nachweisliche Tatsache ist allerdings nur, dass sich kriegführende Nationen praktisch immer im Recht fühlen. Wer hat also recht? Die Frage ist komplex, die Antwort dagegen ganz einfach: Der Sieger hat recht. Er schreibt die Geschichte, er setzt die Gerichte ein. Siegerjustiz.

Krieg im Altertum

Krieg ist der Vater aller Dinge - Heraklit
Visualisierung: Pommes Leibowitz

Diese Aussage ist gar nicht so kriegerisch gemeint, wie sie klingt, obwohl Heraklit auch Kriege zum natürlichen Bestandteil des Universums zählte. Vielmehr aber ahnte Heraklit schon vor über 2000 Jahren sowohl Darwin als auch die moderne Physik voraus. Alles entsteht aus Kampf und Spannung zwischen Gegensätzen. Selbst Wissenschaft und Demokratie basieren auf Streit, niemals auf Konsens. Jeglicher Fortschritt basiert auf Streit und Widerspruch.

Frieden ist also etwas, das erkämpft werden muss. Nicht unbedingt mit Waffen, auch mit gegenseitigem Zuhören, Verhandlungen, Kompromissen. Wenn eine Seite darauf beharrt, der Gute zu sein, im Recht zu sein, keinen Millimeter nachgibt, dann ist auch das eine Form der Kriegserklärung. Die eskalieren kann.

„Frieden ist nur ein Waffenstillstand in einem endlosen Krieg.“

Thukydides, griechischer Stratege und Geschichtsschreiber, ca. 454 – 396 vor Chr.

Tatsächlich ist die Annahme, dass Frieden der Normalzustand sei, ausgesprochen naiv. Seit Lebewesen auf diesem Planeten herumkrabbeln, ist Krieg der Normalzustand. Fressen und gefressen werden, erobern und beherrschen – Territorium bedeutet Sicherheit und Wohlstand. Frieden war immer nur ein zeitlich und räumlich begrenzter Zustand, oft durch Krieg bzw. Eroberung erkämpft.

Frieden muss erkämpft werden!

Manchmal auch einfach durch Zuhören, Zugeständnisse und Entgegenkommen. Wenn zwei unnachgiebig auf ihrem „Recht“ beharren, und ein übergeordneter Richter mit Polizeigewalt fehlt, sind Konflikte vorprogrammiert. Sie gehören zur Natur der Welt.

Willkommen in der Realität

Wenn jemand, der perfekt Schach spielt, einen Gegner zu einer Partie einlädt, der nicht Schach spielt und der weiß, dass er nicht gewinnen kann, dann darf man sich nicht wundern, wenn dieser die Figuren umschmeißt. Jede Kultur hat ihre eigenen Spielregeln, meist zu ihren Gunsten ausgelegt, und empört sich dann, wenn andere sich davon bedroht fühlen und sich nicht an die hauseigenen Spielregeln halten.

Nachträgliche Empörung aber verhindert keine vorhersehbaren Ereignisse und Konflikte.

Realität versus Ponyhof
All die westlichen Politiker und Schreiberlinge, die es sich so gemütlich in ihrem bunten, nachhaltigen, multikulturellen Paralleluniversum eingerichtet hatten, in dem alle divers sind, aber brav die gleiche Meinung haben, in dem sich alle lieb haben, gegenseitig bereichern und gemeinsam Ringelreihen tanzen – und anschließend ihren Namen, werden jetzt aufgeschreckt mit der Realität konfrontiert. Und reagieren hilflos und aktionistisch wie immer.

Man befriedet einen Konflikt nicht, indem man Waffen liefert und auch nicht mit Wirtschaftssanktionen. Letzteres ist historisch nachweislich völlig wirkungslos und deshalb schlicht infantil. Es trifft nur die Ärmsten auf BEIDEN Seiten, nicht aber die politische Führung.

Corona ist gefährlich, und Putin ist gefährlich. Noch gefährlicher aber sind unsere eigenen Politiker, die von ihrem Totalversagen ablenken, indem sie eine Sau nach der anderen durchs Dorf treiben, Klima, Corona, Putin. Mit gezielter Eskalation.

Ein Verlierer steht jetzt schon fest: Europa!

 

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