Der Evaluierungsbericht – ein zahnloser Papiertiger

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Mit Spannung wurde er erwartet: Der Evaluierungsbericht des Corona-Sachverständigenausschusses bezüglich der von der Bundesregierung verhängten Corona-Maßnahmen und deren vermeintlicher Wirksamkeit. Was dabei herauskam, ist im Großen und Ganzen enttäuschend. Lauwarmer Kakao – mit dem faden Beigeschmack eines geradezu zwanghaft wirkenden Formulierungsstils, der gleichsam wie ein roter Faden durch das 160-seitige Schönschreibwerk verläuft und jeglichen (wahrscheinlich) gut gemeinten Ansatz einer Kritik sofort wieder aufweicht.

Von der WELT – der der Bericht am 1. Juli exklusiv vorlag (Bezahlschranke) – als “Generalabrechnung mit der Politik und dem RKI” bezeichnet und der Öffentlichkeit als “tiefgreifende Kritik an den politischen Entscheidungsträgern und dem Robert Koch-Institut (RKI)” verkauft, kann das Papier jedoch nicht annähernd die Erwartungen erfüllen, die kritische Betrachter in selbiges gesetzt hatten.

Schon in der Pressekonferenz, die am 1. Juli live zu sehen war, wurde deutlich, dass um die für die Regierung heiklen Bereiche, bei denen es einer deutlichen Klarstellung durch die anwesenden Sachverständigen bedurft hätte, herumgeeiert wurde, wie um einen Teller zu heißer Suppe.

So sollten die Experten beispielsweise auch nicht feststellen, dass man die Frage stellen müsse, welche Ergebnisse sich ohne die jeweiligen staatlichen Eingriffe ergeben hätten, sondern diese und weitere Fragen konsequent beantworten.

Ebensowenig erwartete man Erklärungen im Sinne von “In der Kürze der Zeit…”, “unzureichende Datenlage”, “fehlende Evidenz zum Masketragen(!)” usw. – diese Dinge waren hinlänglich bekannt.

Die Frage, die ich mir stelle: Konnten sie nicht oder durften sie nicht anders? Und, warum war Prof. Dr. Klaus Stöhr, der bereits des Öfteren durch kritische Äußerungen gegen das gleichgeschaltete Corona-Narrativ aufgefallen war und am 2. Juni(!) den im April ausgeschiedenen Christian Drosten ersetzt hat, nicht dabei?

Wiederum die WELT (Bezahlschranke) hält am 3. Juli fest:

Dass es hinter den Kulissen mächtig geknirscht haben muss, wird erst auf der allerletzten Seite des 160-seitigen Reports zur Evaluierung der Corona-Maßnahmen in Deutschland deutlich. Da steht, über der Anschrift der Geschäftsstelle und dem Impressum, dieser Hinweis: “Prof. Dr. Klaus Stöhr nahm erst ab dem 10.06.2022 an den Beratungen der Evaluationskommission teil. In diesem Zeitraum konnte nicht in allen Punkten Konsens erzielt werden”.

Dem vorausgehend hieß es: Bis zur letzten Minute wurde um den Inhalt des Berichts zur Evaluierung der Corona-Maßnahmen gerungen.

Der Passus ist auf wochenlange Diskussionen zwischen dem Epidemiologen Stöhr und den übrigen 17 Mitgliedern des Sachverständigenausschuss zurückzuführen. Wie WELT AM SONNTAG erfuhr, hätte er auch noch deutlicher ausfallen können: Stöhr hatte eigentlich gefordert, im Bericht transparent zu machen, mit welchen Stellen genau er nicht einverstanden war. Seine grundsätzliche Meinung: Die finalen Aussagen zu Lockdowns seien zu unkritisch ausgefallen.

Vernichtende Kritik also? – die die Gesundheitsminister zu nichts anderem veranlasst, als in der Sonder-GMK am 1. Juli genau die Maßnahmen, die angeblich “vernichtend kritisiert” wurden, für den kommenden Herbst erneut in Erwägung zu ziehen und in Beschlüsse zu gießen. Der Evaluierungsbericht zeigt folglich, was er ist: Ein zahnloser Papiertiger.

PS: Dass Wolfgang Kubicki den Rücktritt von Lothar Wieler fordert, kann nicht wirklich verwundern; dass in der Mitgliedsliste des Sachverständigenausschusses jedoch Klaus Stöhr – im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern – ohne seine akademischen Titel genannt wird, hat ein gewisses “G’schmäckle” – gelinde ausgedrückt.


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