Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
In der peinlichen Corona-Zeit, als die Grenzen geschlossen waren, wussten wir die Vorzüge unserer Heimat zu schätzen und erkundeten das Oberlausitzer Bergland. Einige Wandertouren aus dieser Zeit sind noch unter „Unerledigtes“ abgelegt, so dass wir gerne darauf zurückgreifen, bevor wir uns im Frühjahr wieder der unerschöpflichen Wanderregion Nordböhmens widmen wollen.
„Im Lausitzer Bergland werden drei von Ost nach West verlaufende Bergketten durch zwei breite parallele Talwannen von einander geschieden. Am eindrucksvollsten erscheint der nördliche Gebirgszug, da er sich hinter einigen Vorbergen ziemlich unvermittelt über das Vorland erhebt. Das gilt vor allem von seiner östlichen Flanke, welche auch die bedeutendsten Höhen um den Czorneboh aufweist. Den mittleren Bergzug finden wir südlich der Talwannen von Neukrich – Wilthen – Cunewalde. Seine östliche Flanke mit dem Kälberstein tritt stark hervor, während der westliche Teil um die Weifaer Höhe in eine breitere Hochfläche übergeht, aus der der Valtenberg aufragt. Am Südrand dieser Fläche reihen sich ostwärts meist wenig markante Höhen, die sich dann parallel zum obersten Spreetal als südlichste Bergkette hinziehen. … Den flachwelligen Ackerflächen im Norden stehen die stark profilierten Waldhöhen im Süden gegenüber.“ (Werte der deutschen Heimat Bd. 12, 1967)
Diese Waldhöhen, die das Spreetal umfassen, durchstreifen wir auf unserer heutigen Wanderung, teils auf kleinen Nebensträßchen, denn es liegt noch Schnee und die Waldwege sind teilweise noch ziemlich matschig. Da man im Winter die Pausen ungern im Freien verbringt, sucht man um die Mittagszeit doch gern mal in eine Kneipe auf. Aber finde heutzutage mal eine! Alle in Frage kommenden Kneipen haben nun ausgerechnet an Dienstagen geschlossen. Lediglich das Restaurant am Sohländer Stausee soll nach Angaben des Internetportals mapy.cz geöffnet haben, was allerdings durch die eigene Webpräsenz bestritten wird. Soll man nun ausgerechnet dem tschechischen Portal trauen? Folgende kleine Episode lohnt es, geschildert zu werden.
Vorsorglich rufe ich die Tourismusinformation in Sohland an. Sie kann grundsätzlich auch nur bestätigen, dass dienstags alle Gaststätten geschlossen haben, ist aber gefällig und möchte beim Restaurant am Stausee einmal nachfragen. Ich bin skeptisch, ob die sich wieder melden werden. Aber siehe da, eine Viertelstunde später ruft mich die Dame aus dem Büro an, um mir mitzuteilen, dass sie leider keinen Kontakt zu den Wirtsleuten herstellen kann. Das war es dann wohl. Drei Stunden später klingelt das Telefon erneut. Dieses mal teilt sie mir mit, dass wir bedenkenlos am Dienstag dort einkehren können, das Gasthaus hat geöffnet. Wo gibt es heute noch so einen Service? Ich bedanke mich herzlichst.
Als wir am Folgetag dort aufkreuzen, frage ich den Wirt, wieso man solche falsche Angaben ins Netz stellt, das ist doch schädlich fürs eigene Geschäft. So dumm, wie sich das Folgende anhört, kann man gar nicht denken. Das Gasthaus hat den Besitzer gewechselt. Der hat aber selbst keine Handhabe, die alte Internetseite zu löschen. Das ginge ggf. nur auf dem Rechtsweg mit ungewissem Ausgang und zusätzlichem Kostenaufwand. Das ist das Internet der Dinge… geh‘ mir weg! Das bringt mich zurück zu der Frage des Genossen Grigori Kossonossow: „Und das entwickelt“ sich? Ich befürchte: Ja, das entwickelt sich.
Vom Parkplatz an der Sprungschanze wandern wir durch die Ortslage von Tännicht nach Wehrsdorf, weiter durch schöne Winterlandschaft an der Funkenburg vorbei nach Neu Schirgiswalde (hier) . Auf dem Weg zum Stausee Sohland zeigen sich schöne Aussichten über Schirgiswalde mit der zentralen Kirche St. Mariä Himmelfahrt. Frisch gestärkt nach Imbiss am Stausee wandern wir über den Frühlingsberg um die Ortslage Sohland herum nach Neudorf, welches sich in schöner Berglage zur Prinz-Friedrich-August-Höhe (hier) hinauf windet. Merkwürdig ist, dass die ansonsten sehr informative Enzyklopädie „Werte der deutschen Heimat“ diese Anhöhe höflich umschreibt. Da heißt es : „Die nördlich aufragenden Höhen steigen bis 469,1 m auf. Von dort erfasst der Ausblick nicht nur den Hauptteil der ausgedehnten Gemeinde Sohland, sondern erstreckt sich nord- und ostwärts über alle markanten Punkte des Lausitzer Berglandes vom Valtenberg (hier) über den Mönchswalder Berg (hier) zum Czorneboh (hier) und Bieleboh (hier)“. Vom Aussichtsturm ist erst gar keine Rede. Ich gehe mal davon aus, dass man sich für die kurze DDR-Ära nicht extra einen neuen Namen einfallen lassen wollte, dazu noch in Verbindung mit einem Adligen. Als Prinz Friedrich August Höhe war der Berg auch schon früher bekannt. Davon zeugen alte Ansichtskarten. Die schöne Baude auf seinem Gipfel öffnet allerdings nur an Wochenenden und damit offenbar auch der Aussichtsturm.
Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.
Über Wehrsdorf hinauf nach Neu Schirgiswalde
Antworten