Ein Corona-Verdachtsfall aus Görlitz wird seit Freitag im Labor untersucht. Parallel dazu gibt es mindestens einen ähnlichen Fall in der anderen Hälfte von Görlitz, nämlich der inzwischen polnischen, östlich der Neiße gelegenen, Stadthälfte Zgorzelec.
In Görlitz ist folgendes passiert: Eine Frau mit “coronaartigen” Symptomen hatte sich am Freitag-Vormittag in einer Görlitzer Arztpraxis gemeldet. Weil das Gesundheitsamt nicht erreichbar war oder nicht reagierte, mussten alle Patienten stundenlang in den Praxisräumen ausharren. Darunter auch eine Köchin des Hotels Silesia.
Der Geschäftsführer des Hotels versuchte seine Köchin aus der Praxis zu befreien, weil er sie brauchte. Allerdings wollte diese die Befreiung aus Angst vor Strafe nicht. Grund seiner Bemühungen waren die Untätigkeit der Behörden und die mehr als dreieinhalbstündige Inhaftierung seiner Mitarbeiterin und aller anderen wartenden Patienten, ohne irgend eine Erklärung zu erhalten.
Er wollte seine Mitarbeiterin befreien und versteht den gesamten Vorgang nicht, weil er die Frau in seiner Küche braucht, war sein Statement gegenüber einem TV Sender. Ich finde es interessant, dass es einen Hotelier nicht stört, eine möglicherweise infizierte Küchenkraft einzusetzen. Dort würde ich würde ich vermutlich auf das Essen verzichten…
Der behandelnde Arzt ist empört über die Konzeptlosigkeit der Behörde. Das zuständige Gesundheitsamt war wohl telefonisch nicht erreichbar. Weder vom Landratsamt noch dem Gesundheitsamt wären zeitnah Handlungsanweisungen gekommen. Es hat sich dreieinhalb Stunden nichts bewegt. Niemand hat sich in der Zeit vom Landratsamt oder Gesundheitsamt gemeldet.
Mit einem Ergebnis des Labortests der Verdachtspatientin rechnet der Arzt Freitagabend oder Samstag. Der Arzt hat richtigerweise seine Praxis zum Gefängnis gemacht. Aber wenn nicht kommuniziert wird, wird alles ziemlich schief gehen.
Liebe Behörden, wäre es nicht besser, der Bevölkerung endlich einmal richtige Verhaltensweisen und die Gründe dafür beim Verdacht auf Covid19 nahe zu bringen. Ich berichte seit Mitte Januar über das Coronavirus. Es sollte also einfach sein, sich selbst ein Bild zu machen. Dazu wäre es dann noch nützlich, jeden zu Eigenverantwortung aufzurufen und für Anrufende oder Betroffene die Versorgung sicherzustellen, ohne dass diese unbedingt auf Angehörige oder Nachbarn angewiesen sind.
In der Stadt Zittau könnte man mich, am besten abends, unter 03583 6999 509 anrufen, ich werde dann gegen Entgeld als Einkäufer tätig. Wenn es sich lohnt, fahre ich natürlich auch in die Ortsteile. Eigentlich ist dieser Service nicht allein auf Coronapatienten beschränkt, also nur zu.
Ich befürchte allerdings, dass es noch nicht zu allen vorgedrungen ist, dass man sich eben NICHT zum Arzt begeben soll, sondern den Arzt ANRUFEN und den Verdacht auf Covid19 äußern soll. Ob es die Verantwortlichen im Görlitzer Landratsamt und bei der Rettungsleitstelle wissen? – Keine Ahnung.
Schön finde ich, dass ja Jens Spahn bei “Brei mit Illner” letztens definitiv zugesichert hat, auch Kleinunternehmer vor einer bedrohlichen Lage zu retten, falls sie oder ihre Mitarbeiter je in Quarantäne geraten. Danke Bundesregierung. Nur mir fehlt der Glaube…
Der Coronaverdacht in Görlitz hat sich übrigens nicht bestätigt. Dafür hat Deutschland, Stand jetzt offiziell 78 Fälle, inoffiziell sind es 114, weil offensichtlich keine zentrale Fallerfassung erfolgt, dauert es eben.
Germany appears to lack timely central reporting of #COVID19 cases. Adding up the city/regional reports I can find, there are at least 114 confirmed cases there already. Most media reports (even German ones) are way behind.
— Election Watcher (@CdnElectWatch) February 29, 2020
Das Görlitzer Landratsamt sieht den Fall übrigens ganz anders. Man ist laut Björn Mierisch, Kreisbrandmeister und Amtsleiter für Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungswesen, gut auf die Situation vorbereitet und es gibt enge Absprachen und Informationen mit umliegenden Klinken und anderen Behörden…
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