
Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz
Zu Beginn der Wanderung steigt ein Teil der Gruppe noch schnell zu der am Wege liegenden romantischen Burgruine Nawarow (Navarov) auf, danach geht es gemeinsam durch das Kamnitztal. Der Palacky Steig führt von Eisenbrod (Železný Brod) nach Plaw (Plavy) durch ein wildromantisches, von dichtem Wald gesäumtes Tal. Er berührt beeindruckende Felsformationen, darunter die 60m hohe Felswand aus Schiefergestein über dem Blauen Bach (Stěna nad Modrým potokem) gegenüber der Burgruine Nawarow. Nach den starken Regenfällen der letzten Zeit führt der Bach reichlich Wasser. Der Weg durch das Tal bis zum Weiler Kozinec beträgt ca. 4 km. Überraschung in Kozinec: wer weiß das schon, dass sich hier ein international bedeutender Verkehrsknotenpunkt befindet (siehe Bildteil). In Plaw freuen wir uns schon auf ein zünftiges Bier im „Motorest Morava“, wir haben das vorher ausgekundschaftet. Ein großes Schild steht noch draußen und verkündet die Öffnungszeiten. Zumindest bis vor ein paar hundert Jahren, seitdem wächst Gras und Gestrüpp über die Anlage. Enttäuschend!
Es geht nun steil nach oben auf eine Hochfläche, in welche hübsch eingebettet das kleine Städtchen Drschke (Držkov) liegt: von weitem erkennt man schon die Kirche des Ortes. Völlig unerwartet liegt vis a vis höchst willkommen die urig böhmische Kneipe „U Polmanů“. Und sie hat geöffnet!
Unterdessen versuchen wir einmal ein wenig über Drschke herauszubekommen. Das einzig Auffindbare ist eine Zeitungsnotiz einer Ausgabe des Sudetendeutschen Tageblattes vom 09. Oktober des Jahres 1942. Darin steht zu lesen:
„Lebensmittelschieber zum Tode verurteilt. Der aus Gablonz stammende Josef Miksanek, wohnhaft in Drschke, Bezirk Semil, führte das Lebensmittelgeschäft einer Verwandten und hatte daraus ein gutes Einkommen. In der Erwartung, sich mühelos einen besonders großen Gewinn verschaffen zu können, fälschte er Lebensmittelbezugscheine und verschaffte sich zu unrecht innerhalb kurzer Zeit 600 kg Mehl und über 5500 Kilogramm Fleisch, das er um 40.000 K verkaufte. Den profitgierigen und gewissenlosen Fälscher und Schieber verurteilte das Sondergericht in Prag zum Tode.“
Das waren noch Zeiten, gelle? Masken-, Pharmadealern und Steuerbetrügern (Namen der Redaktion bekannt) wird ein Stein vom Herzen gefallen sein, dass sich die Rechtsprechung diesbezüglich gravierend geändert hat. Andererseits brauch man sich nicht wundern, wenn Deutsche bei dem einen oder anderen älteren Tschechen (Gott sei Dank, Einzelfälle) nicht so gerne gesehen sind.
Hinter Drschke geht es nun noch ein Stück bergan. Von dem erreichten Hochplateau bieten sich herrliche Ausblicke auf die umliegenden Gebiete, insbesondere das Riesengebirge (Krkonoše). Aus der Entfernung grüßt die Pfarrkirche von Prschichowitz (Příchovice) herüber. Wenn man in diesen hügeligen Vorgebirgslagen des Iser- und Riesengebirges wandern geht, kann man nichts falsch machen, die weiten Aussichten sind einem fast überall garantiert. Nach Überschreitung des höchsten heute erreichbaren Geländepunktes geht es nur noch bergab bis zum Ausgangspunkt unserer Tour, das letzte Stück recht ruppig.
Die GPS-Daten zu dieser Wanderung findet man hier.
Zu diesem seltenen Erdengast fält mir ein Gedicht von Otto Waalkes ein: „Schenk’ dem Peter Alexander einen Feuersalamander, der, wenn er sagt, wie er heißt, ihn kräftig in die Finger beißt“
Erschien zuerst bei https://wincontact32naturwunder.blogspot.com
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