Das ist die Geschichte von einer Blasenentzündung, die ich zufällig bei mir entdeckte. Als Tierarzt hat man Harnteststreifen zu Hauf zuhause, auch wenn man nicht mehr praktiziert. Am 10.April testete ich den Lieblingshund und mich (aus Spaß) mittels handelsüblicher Harnteststreifen. Ja, sie funktionieren 1A.
Beim Hund fand ich Blut im Harn, obwohl es für das freie Auge nicht sichtbar war. Sofort wurde eine Harnprobe genommen, die liebe Kollegin Dr. Lo mit der Praxis in Rannersdorf warf am gleichen Tag ihr Analysegerät an und zack, keine 5 Minuten später war der Befund da. Der Hund hatte Calciumoxalat-Dihydrat Kristalle in der Harnprobe. Der Sonografiebefund war unauffällig.
5 Minuten. Harnanalyse und Schall an einem einzigen Tag. Behalten Sie das bitte im Hinterkopf, werte Leserschaft!
Bei mir fand ich im Harn mit freiem Auge nicht sichtbares Blut und Leukozyten auf dem Teststreifen. Mir wurde leicht übel, zudem laboriere ich seit zwei Wochen an einer Magen-Darm Entzündung durch den wirklich massiven Stress der letzten eineinhalb Jahre. Und Corona hat auch alles auch nicht vereinfacht, was sonst schon schwierig ist.
Ich war Anfangs noch guter Dinge, als ich meine Harnprobe ins Labor brachte. Nachdem die Frau vom Hausarzt die falsche Sache auf die Labor-Überweisung geschrieben hatte, nämlich keine, nur “Harn komplett”, musste die Dame des Hauses nochmal zum Hausarzt um die richtige Überweisung zu holen.
Macht ja total Spass sowas, in Corona-Zeiten!
Schon das freundliche Band, auf dem Dr. R. energisch mitteilt, dass man, wenn man krank ist, bitte keinesfalls vorbeikommen solle und wenn man sich schlecht fühlt, ist es auch besser, nicht vor Ort zu erscheinen, macht Mut.
Man holt sich also den von der Arztgehilfin vulgo Arzgattin falsch formulierten Überweisungsschein gerne zum zweiten Mal ab, Null Entschuldigung. Hat man nach dem Band auch nicht anders erwartet, oder? Die Helden, die.
Die Frau vom Arzt, die dort wichtig an der Rezeption sitzt und sich langweilt, schrieb halt was Falsches drauf, wurscht! Sie hätte ja auch den weisskitteligen Gatten eine Türe weiter fragen könnne, aber man hasst dort Menschen.
“Die e-card fass ich niemals an!”, O-Ton.
Mit der zweiten Überweisung, nachdem ich vorsichtshalber im Zentrallabor anrief, was man denn da nun draufschreibt – “Sie soll Konkremente draufschreiben!” – zum Labor gerauscht.
Keine 5 Minuten nach der langen Schlange im Labor ruft dann die Dame von dort an.
“Wo ist denn der Stein?”, sagte die Stimme ins Telefon.
“Welcher Stein, bitte? Ich möchte den Harn auf Konkremente untersuchen lassen. Steht ja drauf. Das sind die Dinger, die man im Harn findet, bevor es Gries oder Steine gibt.”
“AHAAAA!”, sagte sie, “Befund kommt in vier bis fünf Tagen, des muss ausgewertet werden!”
An dieser Stelle weise ich darauf hin: Hund: Harnprobe: 5 Minuten.
Ich bin ja geduldig, bleibt einem nix anderes über, oder?
Hund ist Hund und Mensch ist Mensch. (Mich wundert es nicht, dass es so viele Corona-Tote gibt. Bei dieser Diagnostik! Da will man erst gar nicht an Therapiefehler denken.)
Vier Tage später möchte ich den Befund digital abrufen. Dazu braucht man ein Passwort und ein Kennwort. Hat man in dieser Zeit seinen Namen geändert, kann man beides im Klo versenken.
Labors: “Da miassns herkummen, mit der Heiratsurkunde! Dann können wir die Daten zusammenführen!”
Ich: “Ich habe nicht geheiratet.”
Sie: “Egal, ohne Heiratsurkunde geht da nix!”
Drauf geschissen. Holt man eben den Befund vor Ort ab,
Teilbefund ist nach nur einer schlanken Woche da, man zeigte artig zur Abholung den Reisepass, die Vollmacht und den Namensänderungswisch her und erhielt: Den gleichen Mist, den man Zuhause mit Teststreifen bereits selbst befundet hatte.
Anmerkung am Befund: “Konkrementanlayse im Harn: folgt.”
Warten.
Drei Tage später. “Ihr Befund ist fertig!”
Zack, rein ins Labor, lange Schlange. Den ersehnte Befund in der Hand, schaut man im Auto rein. Drauf steht “Konkrementanalyse: folgt”.
Das folgende Gespräch zwischen mir und dem Laborpersonal gebe ich sehr gerne im O-Ton wieder.
Ich: “Wo ist der Konkrementbefund?”
Labor: “Konkrementbefund können wir nicht machen, da Sie keinen Stein gebracht haben.”
Ich: “Das haben wir doch schon vor einer Woche besprochen. Es gibt keinen Stein, deshalb möchte ich diese Untersuchung.”
Sie, nach einem langen Hin-und Her, in der ich ihr auch den Endbefund des Hundes vorlas, damit die Dame behirnt, wie sowas aussehen sollte: “Wir machen keine Konkrementanalyse”
Ich——
Ich: “Was ist das hier für ein XXXXXXhaufen von Labor!?! Sie wissen nicht, was Sie anbieten oder tun? Ich habe mit Ihrer Zentrale telefoniert, die sagte, die Frau vom Arzt, der mich nicht sehen will, soll “Harnkonkrementanalyse” auf die Überweisung schreiben! Jeder gut ausgestattete Tierarzt kann das in 5 Minuten auswerten!”
Sie: “Konkrementanalyse machen wir hier gar nicht!”
Ich: “Und wer zur Hölle macht das?”
Sie: “Vielleicht ein Partnerlabor?”
Ich: “Dann schicken Sie eben den Harn dorthin weiter!”
Sie: “Das geht nicht, da brauchen Sie eine neue Überweisung vom Hausarzt”
Ich: “Und was soll da draufstehen?”
Sie: “Ich frag mal nach.”
———
“Sediment!”, frohlockte die Stimme, “muss draufstehen.”
Ich: “Sicher nicht. Sie bringen das jetzt in Ordnung, ist nicht mein Fehler, und ich warte nicht nochmal zwei Wochen.”
Sie wissen es noch? Hund. 5 Minuten. Echtzeit.
Lange Pause, hässliche Tonbandmusik.
Sie: “Ist das jetzt ihre Harnprobe oder die von Ihrem Hund?”
————–
Ich: “Daskannichhiernichtschreiben…”
Sie: “Ich versuche da was zu organsieren”
——–
Organisiert was. Nun wird der Harn, nach nur 14 Tagen, auf Konkremente vulgo Sediment eingeschickt. Vielleicht. Das wird dauern. Noch eine Woche oder so. Oder es steht wieder drauf: “Befund folgt.” Oder Labors.at sagt wieder: “Wo ist jetzt der Stein?” Wer weiß.
Zahlen muss man das logischerweise selber. Also falls man noch lebt.
Sollten Sie jemals eine Harnanalyse brauchen, ich bitte Sie, gehen Sie zum Tierarzt.
Fortsetzung folgt. Denn der Ultraschalltermin für Niere und Blase findet erst in 14 Tagen statt, gibt keine Termine.
Herzlichst, Ihr Bela Wolf
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